Projektlaufzeit

2010 bis 2013

Ansprechpartner

Projektbeteiligte

Michael Brater 
Anna Maurus

Graswurzel QES

Zunehmender Nachwuchs- und Fachkräftemangel, komplexer werdenden Anforderungen im Zuge von Digitalisierung und KI und neuen Formen der Arbeitsorganisation machen es erforderlich die Frage nach der Qualität von Aus- und Weiterbildung neu zu stellen. Bei der Rekrutierung von Auszubildenden und Weiterzubildenden werden sich nur die Betriebe und Weiterbildungsanbieter durchsetzen, bei denen die jeweilige Zielgruppe eine hohe Qualität vorfindet. Dabei lehrt die Erfahrung, dass formelle Qualitätsmanagementsysteme zwar dazu beitragen, die Rahmenbedingungen und Aspekte der Strukturqualität der Aus- bzw. Weiterbildung zu verbessern, dass sie aber oftmals kaum Impact auf die Prozessebene des gemeinsamen Lernens und seiner Begleitung haben. QM auf der Metaebene ist zwar wichtig und brauchbar – aber nicht ausreichend! Aus diesem Grund wurde im Projekt „Graswurzel Qualitätsentwicklung und -sicherung“ gemeinsam mit Praxispartnern (AOK, Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus und zwei KMU) das gleichnamige Produkt entwickelt: Graswurzel QES ist ein Konzept, das aus drei einfach handhabbaren Instrumenten besteht, mit denen Aus- und Weiterbildende gemeinsam mit ihren Auszubildenden bzw. Teilnehmenden die Qualität des gemeinsamen Lernens kontinuierlich verbessern können.

Das Projekt Graswurzel QES war eines von 10 geförderten Projekten im BMBF-Förderschwerpunkt „Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung“, der vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) begleitet wurde.
„Der Förderschwerpunkt zielte darauf ab, die an der Berufsbildung beteiligten Akteure – insbesondere kleine und mittelständige Unternehmen – dabei zu unterstützen, die Praxis der Qualitätssicherung zu optimieren. Dies geschah insbesondere durch Entwicklung und Erprobung geeigneter und praktikabler Instrumente zur Qualitätsentwicklung und -sicherung.“ (https://www.bibb.de/de/8433.php). Dabei standen insbesondere die Entwicklung von betrieblichen Qualitätssicherungs- und -entwicklungsinstrumenten sowie von Kommunikations- und Kooperationsstrukturen sowie von Qualifizierungskonzepten für das Ausbildungspersonal im Fokus.

Vor dem Hintergrund unseres Credos „Menschen entwickeln Qualitäten“ zielte unser Projekt darauf ab, Wege zu finden, wie derartige Instrumente und Konzepte von den an der Ausbildung bzw. Weiterbildung Beteiligten gemeinsam entwickelt werden können. Aus diesem Grundanliegen resultierte auch die Namenswahl für das Projekt:  Die Bezeichnung „Graswurzel Qualitätsentwicklung und -sicherung“ spielt mit der Assoziation zu Graswurzelbewegungen. Solche bezeichnen politische oder gesellschaftliche Initiativen, die von der Basis ausgehen. Im Fall des Projekts sollte das betonen, dass Qualität etwas ist, das nicht „top down“ übergestülpt werden kann, sondern stark „bottom up“ gemeinsam entwickelt werden muss, wenn die Bemühungen tragfähig und nachhaltig wirksam sein sollen. „Graswurzel“ bedeutete hier konkret, alle an der Ausbildung Beteiligten – insbesondere auch die Auszubildenden – in die Entwicklung der Projektergebnisse mit einzubeziehen.

Die wesentlichen Ziele des Modellversuchs Graswurzel QES waren:

  • die Entwicklung übertragbarer ausbildungsprozessintegrierter Vorgehensweisen und Instrumente zur Qualitätsentwicklung am Beispiel eines Großbetriebs, zweier KMU und eines Weiterbildungszentrums.
    • Die Vorgehensweisen und Instrumente sollten so gestalten werden, dass Ausbildungsabteilungen und Weiterbildungsbereiche damit die Qualität ihrer eigenen Leistungen der beruflichen Bildung flexibel und ihrer jeweiligen Betriebsgröße angemessen weiterentwickeln und sichern sowie Ausbildungsqualität gemeinsam mit ihren Kooperationspartner (Berufsschule, andere Betriebe) weiterentwickeln können.
    • Die Vorgehensweisen und Instrumente sollten partizipativ gestaltet sein, also so, dass alle an der Ausbildung bzw. Weiterbildung beteiligten Akteure einbezogen werden.
    • Die Vorgehensweisen und Instrumente sollten einfach handhabbar und beschrieben sein, so dass Ausbilder:innen, Weiterbildner:innen und Mitarbeiter:innen der Personalentwicklung, evtl. sogar Auszubildendengruppen, sie selbst moderieren und dadurch anwenden können.
  • die Erprobung und kontinuierliche Weiterentwicklung der Vorgehensweisen und Instrumente im Rahmen des Modellversuchs i.S. von Praxisforschung bzw. eines Design Based Research Ansatzes.
  • die Verbreitung der Vorgehensweisen und Instrumente schon während des Modellversuchszeitraums und darüber hinaus.

Das Projekt entwickelte einen arbeitsprozessintegrierten agilen Ansatz: die Qualitätsentwicklungsinstrumente wurden von den beteiligten Akteuren i.S. eines Praxisforschungs- bzw. Design Based Research-Ansatzes gemeinsam „im Doing“ entwickelt und erprobt. Im Nachgang formte die Projektsteuerungsgruppe übertragbare Instrumente daraus, die weiter erprobt und optimiert wurden. Das besondere an diesem agilen Entwicklungseinsatz war der Einbezug der Auszubildenden (der Kunden der Ausbildung): in moderierten Entwicklungsworkshops wurden alle an der Ausbildung beteiligten Akteure einbezogen (bei den beiden kleinen beteiligten Handwerksbetrieben bspw. die Meister, die Gesellen und die Auszubildenden; beim AOK-Bildungszentrum Leitung, Fachlehrkräfte, Vertreter:innen der Ausbildenden sowie Jugend- und Auszubildendenvertretung).

Der Ansatz bestand darin, zunächst mit den Auszubildenden, ausbildenden Fachkräften und Ausbildungsleitungen strukturiert darüber ins Gespräch zu kommen, wo in den Ausbildungsaktivitäten (qualitäts-)kritische Stellen liegen. Hierfür wurden konkrete Ausbildungsaufgaben mit ihnen gemeinsam beleuchtet und untersucht. Auf Basis dieser gemeinsamen Untersuchung wurde gemeinsam herausgearbeitet, was gut läuft und beibehalten oder verstärkt werden sollte und was nicht so gut läuft und daher verändert werden sollte. Auf dieser sehr konkreten Basis wurde entlang der Qualitätsdimensionen der Struktur-, Prozess-, Ergebnis- und Beziehungsqualität Leitgedanken zur Ausbildung entwickelt. Hier ging es darum, zu ermitteln, welche Aspekte welchen beteiligten Akteuren besonders wichtig sind, dies voneinander zu hören und gemeinsam niederzuschreiben. Aus diesem Vorgehen entstand später das Vorgehen „Entwicklung eines Qualitätsleitbildes für die Ausbildung“. Als die gemeinsamen Leitgedanken in Form eines Qualitätsleitbildes niedergeschrieben waren, stellte sich unmittelbar die Frage, wie man gewährleisten kann, dass in der Ausbildung nun auch entsprechend gehandelt wird. Schnell stellte sich heraus, dass das nur eine Frage der kontinuierlichen gemeinsamen Überprüfung sein kann: Handeln wir so, wie wir uns vorgenommen haben zu handeln? – die Geburtsstunde des Instruments „Qualitätszirkel der Ausbildung“, das die Forscher:innen der GAB München auf Basis weiterer Entwicklungsworkshops mit den Betriebspartnern ausarbeiteten. Schon bei der Erarbeitung dieses Instruments wurde klar, dass Instrumente orientieren können, dabei helfen sich zu strukturieren und Qualitätsentwicklung systematisch zu betreiben, dass aber die Haltung der Anwender, ihr Mindset, entscheidend ist. Aus diesem Grund entstand, wiederum im bewährten Entwicklungsworkshop-Design ein weiteres Instrument, das stärker auf die (Weiter-)Entwicklung von Haltungen und Werten abzielte: die „Dialogische Steuerung der Ausbildung“.

Der GAB München e.V. hatte in diesem Projekt die Aufgabe¸

  • Qualitätssicherungs- und -entwicklungsinstrumente und -konzepte gemeinsam mit den Unternehmenspartnern zu entwickeln, umzusetzen und zu optimieren,
  • die Einbettung in die jeweilige Organisationentwicklung anzustoßen und zu begleiten,
  • auf dieser Grundlage ein transferfähiges und verallgemeinerbares Konzept zur partizipativen, niedrigschwelligen Qualitätsentwicklung und -sicherung für Aus- und Weiterbildung zu entwickeln.

Darüber hinaus koordinierte der GAB München e.V. das Verbundvorhaben. Er stand in aktivem Austausch mit anderen Forschungsprojekten, mit relevanten Verbänden, Sozialpartnern und anderen Unternehmen und betrieb und koordinierte die Öffentlichkeitsarbeit des Verbundprojektes.

Projektlaufzeit

2010 bis 2013

Ansprechpartner

Projektbeteiligte

Michael Brater
Anna Maurus 

Graswurzel QES 

Zunehmender Nachwuchs- und Fachkräftemangel, komplexer werdenden Anforderungen im Zuge von Digitalisierung und KI und neuen Formen der Arbeitsorganisation machen es erforderlich die Frage nach der Qualität von Aus- und Weiterbildung neu zu stellen. Bei der Rekrutierung von Auszubildenden und Weiterzubildenden werden sich nur die Betriebe und Weiterbildungsanbieter durchsetzen, bei denen die jeweilige Zielgruppe eine hohe Qualität vorfindet. Dabei lehrt die Erfahrung, dass formelle Qualitätsmanagementsysteme zwar dazu beitragen, die Rahmenbedingungen und Aspekte der Strukturqualität der Aus- bzw. Weiterbildung zu verbessern, dass sie aber oftmals kaum Impact auf die Prozessebene des gemeinsamen Lernens und seiner Begleitung haben. QM auf der Metaebene ist zwar wichtig und brauchbar – aber nicht ausreichend! Aus diesem Grund wurde im Projekt „Graswurzel Qualitätsentwicklung und -sicherung“ gemeinsam mit Praxispartnern (AOK, Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus und zwei KMU) das gleichnamige Produkt entwickelt: Graswurzel QES ist ein Konzept, das aus drei einfach handhabbaren Instrumenten besteht, mit denen Aus- und Weiterbildende gemeinsam mit ihren Auszubildenden bzw. Teilnehmenden die Qualität des gemeinsamen Lernens kontinuierlich verbessern können.

Das Projekt Graswurzel QES war eines von 10 geförderten Projekten im BMBF-Förderschwerpunkt „Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung“, der vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) begleitet wurde.
„Der Förderschwerpunkt zielte darauf ab, die an der Berufsbildung beteiligten Akteure – insbesondere kleine und mittelständige Unternehmen – dabei zu unterstützen, die Praxis der Qualitätssicherung zu optimieren. Dies geschah insbesondere durch Entwicklung und Erprobung geeigneter und praktikabler Instrumente zur Qualitätsentwicklung und -sicherung.“ (https://www.bibb.de/de/8433.php). Dabei standen insbesondere die Entwicklung von betrieblichen Qualitätssicherungs- und -entwicklungsinstrumenten sowie von Kommunikations- und Kooperationsstrukturen sowie von Qualifizierungskonzepten für das Ausbildungspersonal im Fokus.

Vor dem Hintergrund unseres Credos „Menschen entwickeln Qualitäten“ zielte unser Projekt darauf ab, Wege zu finden, wie derartige Instrumente und Konzepte von den an der Ausbildung bzw. Weiterbildung Beteiligten gemeinsam entwickelt werden können. Aus diesem Grundanliegen resultierte auch die Namenswahl für das Projekt:  Die Bezeichnung „Graswurzel Qualitätsentwicklung und -sicherung“ spielt mit der Assoziation zu Graswurzelbewegungen. Solche bezeichnen politische oder gesellschaftliche Initiativen, die von der Basis ausgehen. Im Fall des Projekts sollte das betonen, dass Qualität etwas ist, das nicht „top down“ übergestülpt werden kann, sondern stark „bottom up“ gemeinsam entwickelt werden muss, wenn die Bemühungen tragfähig und nachhaltig wirksam sein sollen. „Graswurzel“ bedeutete hier konkret, alle an der Ausbildung Beteiligten – insbesondere auch die Auszubildenden – in die Entwicklung der Projektergebnisse mit einzubeziehen.

Die wesentlichen Ziele des Modellversuchs Graswurzel QES waren:

  • die Entwicklung übertragbarer ausbildungsprozessintegrierter Vorgehensweisen und Instrumente zur Qualitätsentwicklung am Beispiel eines Großbetriebs, zweier KMU und eines Weiterbildungszentrums.
    • Die Vorgehensweisen und Instrumente sollten so gestalten werden, dass Ausbildungsabteilungen und Weiterbildungsbereiche damit die Qualität ihrer eigenen Leistungen der beruflichen Bildung flexibel und ihrer jeweiligen Betriebsgröße angemessen weiterentwickeln und sichern sowie Ausbildungsqualität gemeinsam mit ihren Kooperationspartner (Berufsschule, andere Betriebe) weiterentwickeln können.
    • Die Vorgehensweisen und Instrumente sollten partizipativ gestaltet sein, also so, dass alle an der Ausbildung bzw. Weiterbildung beteiligten Akteure einbezogen werden.
    • Die Vorgehensweisen und Instrumente sollten einfach handhabbar und beschrieben sein, so dass Ausbilder:innen, Weiterbildner:innen und Mitarbeiter:innen der Personalentwicklung, evtl. sogar Auszubildendengruppen, sie selbst moderieren und dadurch anwenden können.
  • die Erprobung und kontinuierliche Weiterentwicklung der Vorgehensweisen und Instrumente im Rahmen des Modellversuchs i.S. von Praxisforschung bzw. eines Design Based Research Ansatzes.
  • die Verbreitung der Vorgehensweisen und Instrumente schon während des Modellversuchszeitraums und darüber hinaus.

Das Projekt entwickelte einen arbeitsprozessintegrierten agilen Ansatz: die Qualitätsentwicklungsinstrumente wurden von den beteiligten Akteuren i.S. eines Praxisforschungs- bzw. Design Based Research-Ansatzes gemeinsam „im Doing“ entwickelt und erprobt. Im Nachgang formte die Projektsteuerungsgruppe übertragbare Instrumente daraus, die weiter erprobt und optimiert wurden. Das besondere an diesem agilen Entwicklungseinsatz war der Einbezug der Auszubildenden (der Kunden der Ausbildung): in moderierten Entwicklungsworkshops wurden alle an der Ausbildung beteiligten Akteure einbezogen (bei den beiden kleinen beteiligten Handwerksbetrieben bspw. die Meister, die Gesellen und die Auszubildenden; beim AOK-Bildungszentrum Leitung, Fachlehrkräfte, Vertreter:innen der Ausbildenden sowie Jugend- und Auszubildendenvertretung).

Der Ansatz bestand darin, zunächst mit den Auszubildenden, ausbildenden Fachkräften und Ausbildungsleitungen strukturiert darüber ins Gespräch zu kommen, wo in den Ausbildungsaktivitäten (qualitäts-)kritische Stellen liegen. Hierfür wurden konkrete Ausbildungsaufgaben mit ihnen gemeinsam beleuchtet und untersucht. Auf Basis dieser gemeinsamen Untersuchung wurde gemeinsam herausgearbeitet, was gut läuft und beibehalten oder verstärkt werden sollte und was nicht so gut läuft und daher verändert werden sollte. Auf dieser sehr konkreten Basis wurde entlang der Qualitätsdimensionen der Struktur-, Prozess-, Ergebnis- und Beziehungsqualität Leitgedanken zur Ausbildung entwickelt. Hier ging es darum, zu ermitteln, welche Aspekte welchen beteiligten Akteuren besonders wichtig sind, dies voneinander zu hören und gemeinsam niederzuschreiben. Aus diesem Vorgehen entstand später das Vorgehen „Entwicklung eines Qualitätsleitbildes für die Ausbildung“. Als die gemeinsamen Leitgedanken in Form eines Qualitätsleitbildes niedergeschrieben waren, stellte sich unmittelbar die Frage, wie man gewährleisten kann, dass in der Ausbildung nun auch entsprechend gehandelt wird. Schnell stellte sich heraus, dass das nur eine Frage der kontinuierlichen gemeinsamen Überprüfung sein kann: Handeln wir so, wie wir uns vorgenommen haben zu handeln? – die Geburtsstunde des Instruments „Qualitätszirkel der Ausbildung“, das die Forscher:innen der GAB München auf Basis weiterer Entwicklungsworkshops mit den Betriebspartnern ausarbeiteten. Schon bei der Erarbeitung dieses Instruments wurde klar, dass Instrumente orientieren können, dabei helfen sich zu strukturieren und Qualitätsentwicklung systematisch zu betreiben, dass aber die Haltung der Anwender, ihr Mindset, entscheidend ist. Aus diesem Grund entstand, wiederum im bewährten Entwicklungsworkshop-Design ein weiteres Instrument, das stärker auf die (Weiter-)Entwicklung von Haltungen und Werten abzielte: die „Dialogische Steuerung der Ausbildung“.

Der GAB München e.V. hatte in diesem Projekt die Aufgabe¸

  • Qualitätssicherungs- und -entwicklungsinstrumente und -konzepte gemeinsam mit den Unternehmenspartnern zu entwickeln, umzusetzen und zu optimieren,
  • die Einbettung in die jeweilige Organisationentwicklung anzustoßen und zu begleiten,
  • auf dieser Grundlage ein transferfähiges und verallgemeinerbares Konzept zur partizipativen, niedrigschwelligen Qualitätsentwicklung und -sicherung für Aus- und Weiterbildung zu entwickeln.

Darüber hinaus koordinierte der GAB München e.V. das Verbundvorhaben. Er stand in aktivem Austausch mit anderen Forschungsprojekten, mit relevanten Verbänden, Sozialpartnern und anderen Unternehmen und betrieb und koordinierte die Öffentlichkeitsarbeit des Verbundprojektes.

Projektlaufzeit

2010 bis 2013

Ansprechpartner

Nicolas Schrode

Projektbeteiligte

Michael Brater 
Anna Maurus

Graswurzel QES

Zunehmender Nachwuchs- und Fachkräftemangel, komplexer werdenden Anforderungen im Zuge von Digitalisierung und KI und neuen Formen der Arbeitsorganisation machen es erforderlich die Frage nach der Qualität von Aus- und Weiterbildung neu zu stellen. Bei der Rekrutierung von Auszubildenden und Weiterzubildenden werden sich nur die Betriebe und Weiterbildungsanbieter durchsetzen, bei denen die jeweilige Zielgruppe eine hohe Qualität vorfindet. Dabei lehrt die Erfahrung, dass formelle Qualitätsmanagementsysteme zwar dazu beitragen, die Rahmenbedingungen und Aspekte der Strukturqualität der Aus- bzw. Weiterbildung zu verbessern, dass sie aber oftmals kaum Impact auf die Prozessebene des gemeinsamen Lernens und seiner Begleitung haben. QM auf der Metaebene ist zwar wichtig und brauchbar – aber nicht ausreichend! Aus diesem Grund wurde im Projekt „Graswurzel Qualitätsentwicklung und -sicherung“ gemeinsam mit Praxispartnern (AOK, Weiterbildungszentrum Alanus Werkhaus und zwei KMU) das gleichnamige Produkt entwickelt: Graswurzel QES ist ein Konzept, das aus drei einfach handhabbaren Instrumenten besteht, mit denen Aus- und Weiterbildende gemeinsam mit ihren Auszubildenden bzw. Teilnehmenden die Qualität des gemeinsamen Lernens kontinuierlich verbessern können.

Das Projekt Graswurzel QES war eines von 10 geförderten Projekten im BMBF-Förderschwerpunkt „Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung“, der vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) begleitet wurde.
„Der Förderschwerpunkt zielte darauf ab, die an der Berufsbildung beteiligten Akteure – insbesondere kleine und mittelständige Unternehmen – dabei zu unterstützen, die Praxis der Qualitätssicherung zu optimieren. Dies geschah insbesondere durch Entwicklung und Erprobung geeigneter und praktikabler Instrumente zur Qualitätsentwicklung und -sicherung.“ (https://www.bibb.de/de/8433.php). Dabei standen insbesondere die Entwicklung von betrieblichen Qualitätssicherungs- und -entwicklungsinstrumenten sowie von Kommunikations- und Kooperationsstrukturen sowie von Qualifizierungskonzepten für das Ausbildungspersonal im Fokus.

Vor dem Hintergrund unseres Credos „Menschen entwickeln Qualitäten“ zielte unser Projekt darauf ab, Wege zu finden, wie derartige Instrumente und Konzepte von den an der Ausbildung bzw. Weiterbildung Beteiligten gemeinsam entwickelt werden können. Aus diesem Grundanliegen resultierte auch die Namenswahl für das Projekt:  Die Bezeichnung „Graswurzel Qualitätsentwicklung und -sicherung“ spielt mit der Assoziation zu Graswurzelbewegungen. Solche bezeichnen politische oder gesellschaftliche Initiativen, die von der Basis ausgehen. Im Fall des Projekts sollte das betonen, dass Qualität etwas ist, das nicht „top down“ übergestülpt werden kann, sondern stark „bottom up“ gemeinsam entwickelt werden muss, wenn die Bemühungen tragfähig und nachhaltig wirksam sein sollen. „Graswurzel“ bedeutete hier konkret, alle an der Ausbildung Beteiligten – insbesondere auch die Auszubildenden – in die Entwicklung der Projektergebnisse mit einzubeziehen.

Die wesentlichen Ziele des Modellversuchs Graswurzel QES waren:

  • die Entwicklung übertragbarer ausbildungsprozessintegrierter Vorgehensweisen und Instrumente zur Qualitätsentwicklung am Beispiel eines Großbetriebs, zweier KMU und eines Weiterbildungszentrums.
    • Die Vorgehensweisen und Instrumente sollten so gestalten werden, dass Ausbildungsabteilungen und Weiterbildungsbereiche damit die Qualität ihrer eigenen Leistungen der beruflichen Bildung flexibel und ihrer jeweiligen Betriebsgröße angemessen weiterentwickeln und sichern sowie Ausbildungsqualität gemeinsam mit ihren Kooperationspartner (Berufsschule, andere Betriebe) weiterentwickeln können.
    • Die Vorgehensweisen und Instrumente sollten partizipativ gestaltet sein, also so, dass alle an der Ausbildung bzw. Weiterbildung beteiligten Akteure einbezogen werden.
    • Die Vorgehensweisen und Instrumente sollten einfach handhabbar und beschrieben sein, so dass Ausbilder:innen, Weiterbildner:innen und Mitarbeiter:innen der Personalentwicklung, evtl. sogar Auszubildendengruppen, sie selbst moderieren und dadurch anwenden können.
  • die Erprobung und kontinuierliche Weiterentwicklung der Vorgehensweisen und Instrumente im Rahmen des Modellversuchs i.S. von Praxisforschung bzw. eines Design Based Research Ansatzes.
  • die Verbreitung der Vorgehensweisen und Instrumente schon während des Modellversuchszeitraums und darüber hinaus.

Das Projekt entwickelte einen arbeitsprozessintegrierten agilen Ansatz: die Qualitätsentwicklungsinstrumente wurden von den beteiligten Akteuren i.S. eines Praxisforschungs- bzw. Design Based Research-Ansatzes gemeinsam „im Doing“ entwickelt und erprobt. Im Nachgang formte die Projektsteuerungsgruppe übertragbare Instrumente daraus, die weiter erprobt und optimiert wurden. Das besondere an diesem agilen Entwicklungseinsatz war der Einbezug der Auszubildenden (der Kunden der Ausbildung): in moderierten Entwicklungsworkshops wurden alle an der Ausbildung beteiligten Akteure einbezogen (bei den beiden kleinen beteiligten Handwerksbetrieben bspw. die Meister, die Gesellen und die Auszubildenden; beim AOK-Bildungszentrum Leitung, Fachlehrkräfte, Vertreter:innen der Ausbildenden sowie Jugend- und Auszubildendenvertretung).

Der Ansatz bestand darin, zunächst mit den Auszubildenden, ausbildenden Fachkräften und Ausbildungsleitungen strukturiert darüber ins Gespräch zu kommen, wo in den Ausbildungsaktivitäten (qualitäts-)kritische Stellen liegen. Hierfür wurden konkrete Ausbildungsaufgaben mit ihnen gemeinsam beleuchtet und untersucht. Auf Basis dieser gemeinsamen Untersuchung wurde gemeinsam herausgearbeitet, was gut läuft und beibehalten oder verstärkt werden sollte und was nicht so gut läuft und daher verändert werden sollte. Auf dieser sehr konkreten Basis wurde entlang der Qualitätsdimensionen der Struktur-, Prozess-, Ergebnis- und Beziehungsqualität Leitgedanken zur Ausbildung entwickelt. Hier ging es darum, zu ermitteln, welche Aspekte welchen beteiligten Akteuren besonders wichtig sind, dies voneinander zu hören und gemeinsam niederzuschreiben. Aus diesem Vorgehen entstand später das Vorgehen „Entwicklung eines Qualitätsleitbildes für die Ausbildung“. Als die gemeinsamen Leitgedanken in Form eines Qualitätsleitbildes niedergeschrieben waren, stellte sich unmittelbar die Frage, wie man gewährleisten kann, dass in der Ausbildung nun auch entsprechend gehandelt wird. Schnell stellte sich heraus, dass das nur eine Frage der kontinuierlichen gemeinsamen Überprüfung sein kann: Handeln wir so, wie wir uns vorgenommen haben zu handeln? – die Geburtsstunde des Instruments „Qualitätszirkel der Ausbildung“, das die Forscher:innen der GAB München auf Basis weiterer Entwicklungsworkshops mit den Betriebspartnern ausarbeiteten. Schon bei der Erarbeitung dieses Instruments wurde klar, dass Instrumente orientieren können, dabei helfen sich zu strukturieren und Qualitätsentwicklung systematisch zu betreiben, dass aber die Haltung der Anwender, ihr Mindset, entscheidend ist. Aus diesem Grund entstand, wiederum im bewährten Entwicklungsworkshop-Design ein weiteres Instrument, das stärker auf die (Weiter-)Entwicklung von Haltungen und Werten abzielte: die „Dialogische Steuerung der Ausbildung“.

Der GAB München e.V. hatte in diesem Projekt die Aufgabe¸

  • Qualitätssicherungs- und -entwicklungsinstrumente und -konzepte gemeinsam mit den Unternehmenspartnern zu entwickeln, umzusetzen und zu optimieren,
  • die Einbettung in die jeweilige Organisationentwicklung anzustoßen und zu begleiten,
  • auf dieser Grundlage ein transferfähiges und verallgemeinerbares Konzept zur partizipativen, niedrigschwelligen Qualitätsentwicklung und -sicherung für Aus- und Weiterbildung zu entwickeln.

Darüber hinaus koordinierte der GAB München e.V. das Verbundvorhaben. Er stand in aktivem Austausch mit anderen Forschungsprojekten, mit relevanten Verbänden, Sozialpartnern und anderen Unternehmen und betrieb und koordinierte die Öffentlichkeitsarbeit des Verbundprojektes.